Fahrräder fahren ohne Knautschzone. Daher ist innerorts beim Überholen ein Mindestabstand von 1.50 Meter gesetzlich vorgeschrieben. Wiederholt fühlen sich RadfahrerInnen zwischen parkenden Autos und überholenden PKW eingezwängt.
Um herauszufinden was wirklich auf Schwabachs Straßen abgeht, wurden zwei Fahrräder mit Abstandsensoren aus dem Projekt Open Bike Sensor ausgestattet, die den Abstand zwischen Lenker und vorbeifahrenden Fahrzeugen misst.
Messfahrten
Das Team hat von Anfang Juli bis Ende August 2023 die Schwabacher Straßen befahren und dabei 2673 Überholvorgänge protokolliert.
Bild 1 zeigt die Verteilung der Abstände über alle Straßen. Nur ein Drittel der Autofahrer hält sich an Überholabstände, während zwei Drittel der Autofahrer den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand zum Teil erheblich unterschreiten.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass 10% der Autofahrer fast unabhängig von den Straßenverhältnissen mit einem Meter Abstand oder weniger überholt.
Eine interaktive Karte findet sich hier.
Straßenzüge
Angerstraße
Die Überholfrequenz ist in der Angerstraße hoch, wobei ein großer Anteil auf die Radstreifen im nördlichen Abschnitt entfallen. Problematischer ist der südliche Abschnitt zwischen Kreisel und Querungshilfe.
Flurstraße
In der Flurstraße unterschreiten nur ca. 40% den Mindestabstand und der Mittlere Überholabstand liegt deutlich über dem Durchschnitt. Hier macht sich die Kombination aus geringerer Verkehrsdichte plus breiterem Straßenraum positiv bemerkbar.
Limbacher Straße
Die Statistik des gesamten Straßenzugs entspricht dem Schwabacher Mittel. In großen Abschnitten erlaubt die Straßenbreite weite Überholabstände. Nur vor dem Friedhof und im unteren Abschnitt wird es eng.
Der untere Abschnitt zwischen Ringstraße und Sandstraße fällt aus dem Rahmen, da Autofahrer im Bereich der Einbahnstraße trotz mangelnder Breite überholen. Hinzu kommt die Gefährdung für Dooring-Unfälle durch parkende Autos.
Penzendorfer Straße
Die Statistik über den gesamten Straßenzug entspricht dem Mittel. Auffällig ist hier der Bereich vor der Dreieinigkeitskirche: in Richtung Stadtmitte liegt das Mittel trotz Dooring-Gefahr bei ca. 1 Meter, weil Autofahrer noch schnell vor der Verkehrsinsel überholen. Ähnliches gilt dort in Gegenrichtung.
Tempo 30 vor der Schule führt zu deutlich weniger Überholvorgängen und der dort breitere Straßenraum zu größeren Abständen.
Reichenbacher-Straße
Die langgestreckte Straße bietet über längere Abstände Platz zum Überholen. Die Überholfrequenz liegt mit 3.7 pro Minute relativ hoch. Über die Hälfte der Autofahrer unterschreitet dabei den Mindestabstand.
Reichswaisenhausstraße
Der für eine Hauptstraße relativ enge Querschnitt wirkt sich negativ auf das Überholverhalten aus. Die Überholfrequenz sinkt gegenüber der Reichenbacher-Straße auf 2.4, von denen ca. 70% den Mindestabstand unterschreiten.
Südliche Ringstraße
Die Statistik zeigt deutlich zu geringe Überholabstände fast gleich Verteilt über den Straßenzug. Die Überholfrequenz ist in westlicher Richtung am Schillerplatz mit fast 5 Überholungen pro Minute am höchsten und im westlichen Abschnitt bergab mit 1.5 Überholungen pro Minute am geringsten.
Im Vogelherd
Viele am Straßenrand parkende Fahrzeuge bestimmen das Straßenbild. Der Durchgangsverkehr muss immer wieder anhalten um entgegenkommende Fahrzeuge durchzulassen. Hier verlässt offensichtlich so manchem Autofahrer die Geduld hinter einem etwas langsameren Fahrrad zu bleiben und überholt bei zu geringem Abstand.
Wasserstraße
Die schmale und relativ steile Straße zeigt ein ausgesprochen asymmetrisches Überholverhalten. Bergab fahren Fahrräder und Autos gleich schnell. Bergauf sind Fahrräder deutlich langsamer. Manch einen Autofahrer verlässt die Geduld und überholt trotz Platzmangel.
