| SCHWABACH - Am Tag nach dem Unglück in der Schwabach/Rednitzhembacher Sondermüllverbrennungsanlage werden massive Versäumnisse der Verantwortlichen klar, was die Informationspolitik nach dem folgenreichen Zwischenfall - wir berichteten - anbetrifft: Während erst seitens der Betreibergesellschaft GSB die Rede davon war, dass der so genannte "Notkamin" über die Abgase aus der Verbrennung ungefiltert abgeleitet werden, nach der Verpuffung am Montagvormittag nur "kurzzeitig" geöffnet war, bestätigte GSB-Geschäftsführer Dr. Norbert Amsoneit gestern, dass dieser Kamin stundenlang offen stand. Allerdings waren nach der Verpuffung keine Abfälle mehr in den Verbrennungsofen gegeben worden. Trotzdem, so berichteten Anwohner der Anlage, war noch am Nachmittag dunkler Qualm aus dem Notkamin gedrungen. Unklar ist, ob während dieser Zeit stark belastete Abgase unter Umgehung der Abgasreinigungsanlage in die Atmosphäre gelangt sind. Behörden nicht informiert Dr. Norbert Amsoneit musste auf Nachfrage auch einräumen, dass es unterlassen worden sei, die verantwortlichen Sicherheitsbehörden über den offenstehenden Notkamin zu unterrichten. Möglicherweise hätten dann auch die Anwohner der Anlage gewarnt werden müssen, wie es oftmals nach Bränden erfolgt: Fenster und Türen geschlossen halten, möglichst nicht ins Freie gehen. Der Notkamin blieb nach Amsoneits Aussagen geöffnet, um ein rasches Abkühlen der Verbrennungsanlage zu erreichen. GSB-Geschäftsführer Amsoneit unterrichtete gestern Nachmittag die Beschäftigten der Firma Leupold an der Berliner Straße. Wie sich im Laufe des Montagnachmittags herausstellte, war auf dem Firmengelände eine regelrechte "Schlammwolke" niedergegangen. Amsoneit erläuterte gestern weiter, dass es sich dabei nach ersten Messergebnissen offenbar um Staub gehandelt hat, der glücklicherweise nicht aus dem Elektrofilter der Verbrennungsanlage stammte, sondern aus dem Dampfkessel; in dessen Inneren war am Montagvormittag während einer routinemäßigen Druckprüfung durch den TÜV aus noch unbekannten Gründen ein Rohr geborsten. Durch die Detonation waren dann Staubanhaftungen aus dem Inneren des Kessels über den Notkamin ins Freie gelangt. Der Regen hat die Stäube offenbar in "Schlamm" verwandelt, der dann auf dem Leupold-Gelände sowie auf dem Areal angrenzender Einkaufsmärkte niedergegangen war. Erste Untersuchungen dieses "Schlamms" auf Schwermetalle veranlassen die GSB zu der Annahme, dass es sich eben um die Anhaftungen aus dem Kesselinneren gehandelt hat. Ohne Umschweife räumte Dr. Amsoneit bei einer Betriebsversammlung der Firma Leupold auch ein, dass die Situation bei trockener Witterung prekärer gewesen wäre. Gesundheitsamt wird beteiligt Die "Schlämme" sollen nun noch auf Dioxine, Furane und PSB untersucht werden, was noch einige Tage in Anspruch nehmen wird. Das Gesundheitsamt soll überdies gebeten werden, sich nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zu äußern. Derzeit geht Dr. Norbert Amsoneit davon aus, dass der "Staubniederschlag zu keiner akuten gesundheitlichen Beeinträchtigung geführt hat", wie er vor den Leupold-Beschäftigten sagte. Leupold-Firmenchef Rainer Kamphausen sprach von "schlechtem Krisenmanagement", das die GSB nach dem Unfall gezeigt habe. Bereits rund eine halbe Stunde nach dem Unglück habe er die Feuerwehr davon informiert, dass der "Niederschlag" das Firmengelände getroffen habe. Dieser Anruf blieb jedoch ohne erkennbare Folgen. |