Gutachten schlägt in der Alten-Rother-Straße eine zusätzliche Fahrspur zum Rechtsabbiegen vor obwohl dort fast kein Fahrzeug abbiegt.
Ein Gutachten zum Kfz-Verkehr (link zum Stadtrat-Informationssystem) im Zusammenhang mit dem Neubau des Apollo-Verwaltungsgebäudes hat die derzeitige Verkehrssituation gut aufbereitet, kommt dann aber zum abenteuerlichen Schluss für einige wenige Autos eine zusätzliche Fahrspur einzurichten und somit die Situation für den Fuß- und Radverkehr noch prekärer zu gestalten.
Heute
Die Kreuzung zwischen Alter-Rother-Straße und Hembacher Weg bzw. Klinggraben hat eine sehr spezielle Ausprägung zur Optimierung des Kfz-Verkehrs. Bild 1 zeigt welch kreative Umwege Fuß- und Radfahrer benötigen um von der Alten Rother Straße zum Bahnhof bzw. in die nördlichen Schwabacher Wohngebiete nehmen müssen.
Fußgänger müssen auf dem Weg vom Verwaltungsneubau zum Bahnhof an drei Ampeln warten. So werden aus einem eigentlich nur 2½ Minuten langen Fußweg dreieinhalb bis vier Minuten. In südlicher Richtung ist die Bedarfsampel sogar derart kurz getaktet, dass ältere Mitbürger zwei Ampelphasen benötigen und so weitere 90 Sekunden Wartezeit auf der Verkehrsinsel geschenkt bekommen.
Erwartete Erhöhung des Verkehrsaufkommen
Das Gutachten erwartet durch das neue Verwaltungsgebäude pro Tag zusätzliche Kfz-Fahrten in Höhe von insgesamt 750 Fahrzeugen. Die betrachteten Kreuzungen werden nach Einschätzung des Gutachtens mit einer Ausnahme den Verkehr sehr gut bis befriedigend aufnehmen können. Die Ausnahme tritt in der so genannten Nachmittagsspitzenstunde von 16:00 bis 17:00 Uhr auf und betrifft das Linksabbiegen von der Alten-Rother-Straße in Richtung Bahnunterführung (siehe lila Pfeil in Bild 2).
Das Gutachten erwartet, dass die bereits jetzt teilweise langen Wartezeiten für PKW von maximal 131 Sekunden auf 243 Sekunden steigen werden. Wer die Kreuzung kennt, kann die Messungen der Verkehrsplaner bestimmt gut nachvollziehen.
Für den Knotenpunkt 2 wird im Gutachten festgestellt, dass das Abbiegen von der Gewerbestraße Richtung Autobahn unproblematisch ist. Anderes gilt für die Gegenrichtung, wo die Varianten Vollausbau für Abhilfe sorgen sollte.
Bis zu diesem Punkt ist das Gutachten plausibel.
Planungsempfehlung
Vollausbau
Das Gutachten schlägt im Planfall 3 vor, die Kreuzung zu einer normalen Kreuzung umzubauen inklusive Fußgänger-Überwegen an West- und Ostseite. Ein Zusätzlicher Linksabbieger von der Rother-Straße verbessert die Erreichbarkeit aus Richtung Autobahn.
Diese Variante hat für Fußgänger und Radfahrer erhebliche Vorteile, da die Straße direkt und in einem Zug gequert werden kann.
Dass Staatliche Straßenbauamt als Baulastträger der B2 hält diesen Umbau für nicht erforderlich und hat ihn abgelehnt.
Minimal-Ausbau
Als Kompromiss empfiehlt das Gutachten nur den Bau einer extra Spur zum Rechtsabbiegen in der Alten-Rother-Straße. Das Gutachten belegt, dass die zu erwartenden Wartezeiten an den Ampeln durch diese Maßnahme in keiner Weise verbessert werden. Nur eine Veränderung der Grünphasen kann eine Verbesserung erzielen.
Eine stichhaltige Begründung für den kaum benutzten extra Rechtsabbieger fehlt im Gutachten. Auch verschweigt das Gutachten, dass extra Fahrspur und wegfallende Verkehrsinsel den Grünphasenanteil für Fuß- und Radfahrer entlang der Rother-Straße von derzeit ca. 80% auf 50% reduzieren wird.
Fazit
Eine große und fußgängerfreundliche Lösung wird vom Staatlichen Straßenbauamt abgelehnt.
Laut Stellungnahme plant das Schwabacher Bauamt eine zusätzliche Rechtsabbiegespur in der Alten-Rother-Straße gemäß Gutachten.
Der Bürger mag nun rätseln, ob dies eine Leerspur (Fahrspur ohne Fahrzeuge) gemäß Gutachten wird, oder ob die rechte Spur auch dem Geradeausverkehr dienen soll, um den Schleichweg durch den Klinggraben zu beschleunigen.
Wie so oft scheinen die Belange der Fuß- und Radfahrer leider untergeordnet zu sein.